Ein Tag im Leben einer Betriebsrätin – Barbara Pichler

Aus dem Leben einer Betriebsrätin in der Erste Group

Es ist vor 8h, meine Kinder habe ich gerade zur Schule gebracht.

Punkt 8h beginnt mein erster Termin heute. Ein schöner Anlass, die Kollegin ist schwanger und konsultiert mich zum Thema Mutterschutz und Wiedereinstieg nach der Karenz. Nachdem wir alle Aspekte durchbesprochen haben, kann die Kollegin nun gut vorbereitet einen Termin mit ihrer Führungskraft ausmachen. Ich biete ihr noch einen Folgetermin an, damit wir ihre Vereinbarungen noch einmal querchecken können. Zum Nachlesen gebe ich Ihr verschiedene Informationsfolder mit. Wie immer bitte ich Sie mir ein Foto des/der neuen ErdenbürgerIn zu schicken, ich sammle nämlich meine „Beratungsbabys“. 😉

Der nächste Termin steht auch ganz im Mittelpunkt der Familien. Ab 9h wird in der Sitzung des Kindergarten-Beirats aktuelle Themen aus dem MiniCampus besprochen. Die Leiterin des Kindergartens berichtet über den erfolgreiche Verkauf der selbstgebackenen Muffins und die kommenden Ausflüge der Kinder. Die nächste Brandschutzübung der Kleinen und eine defekte Tür ist ebenso Thema, wie die benötigten USB-Sticks, für die jährliche Fotosammlung für die Eltern. Ich überlege wie ich da helfen könnte. Dank guter Kontakte zu engagierten KollegInnen und Partnerfirmen werden 14 Tage später bildschöne USB-Sticks geliefert.

Die nächste Mitarbeiterberatung bezieht sich auf ein Angebot zur einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses im Zuge des Maßnahmenpakets anlässlich der massiven Kosteneinsparungsvorgaben. Ich prüfe die Angaben des vorliegenden Angebots und erkläre die verschiedenen Varianten im Detail und an realen Beispielen. Verständlicherweise ist die Kollegin ob der Situation emotional aufgewühlt. Das persönliche Verständnis ist in einem solchen Fall mindestens ebenso wichtig wie die rein sachlichen Detailinformationen. Ziel dieses Gesprächs ist es der betroffenen Kollegin eine erste Orientierung zu allen Möglichkeiten und Varianten zu geben. Nur so kann es gelingen, dass bis zu einem nachfolgenden Termin grundlegende Überlegungen und individuell richtige nächste Schritte zu besprechen. Für die Recherche eines möglichen Eintritts in der neuen Branchen-Arbeitsstiftung schicke ich ihr die Kontaktdaten unserer Ansprechpartner vorort und natürlich einen nächsten Terminvorschlag.

11h – eine Punktlandung, da schon die nächste Kollegin schon zur Beratung wartet. Das neu eingeführte Grading hat Unsicherheit verursacht. Die neue Einstufung ist für die Mitarbeiterin aufgrund der Funktionsbeschreibung nicht klar nachvollziehbar. Für die die Mitarbeiterin ist dies beunruhigend, hängt doch vom Grading die weitere berufliche und gehaltliche Entwicklung ab. In diesem speziellen Fall lässt sich einen Erkenntnis für den derzeit in Ausarbeitung befindlichen Sideletter zum Grading ableiten. Ich bitte meine Stellvertreter Andi Lachs zu dem Gespräch dazu – er ist mein Experte und wird die abgeleitete Regelung in den Textvorschlag einarbeiten.

Nach Beendigung des Termins, ist kurz Zeit meine E-Mails und die Anrufliste zu checken. Ein dringender Termin wurde per 14.30h angefragt, eine Intervention bezüglich personenbezogener Datenerhebung. Das wird knapp, denn ab 12.30h bin ich bei einem Gerichtstermin, welcher bis 14.30h angesetzt ist. Ich sage trotzdem, mit dem Hinweis mich eventuell um ein paar Minuten zu verspäten, zu.

Am Weg zum Gericht, besorge ich mir noch eine Kleinigkeit zu Essen.

13h – Vor Ort beim Arbeits- und Sozialgericht, ich bin hier als Laienrichter tätig. Die Verhandlung dauert etwas mehr als eine Stunde, wegen neuerlicher Zeugenvorladungen wird ein weiterer Verhandlungstermin in vier Wochen anberaumt. Derzeit ist ein möglicher Vergleich der Klagsparteien nicht absehbar. Die Erfahrungen aus den Gerichtsfällen, die ich belgeiten darf, sind wertvoll und schulen gleichzeitig das Rechtsverständnis und -praxis sowie Know-How für die Erweiterung bestehender oder neuer Betriebsvereinbarungen.

14.30h – Der Kollege erzählt von einer Erhebung von personenbezogenen Daten in seiner Abteilung. Wir recherchieren gemeinsam, welche Hintergründe die Erhebung seitens des Dienstgebers hat bzw. in weiterer Folge haben könnte, ebenso wir die Rechte, Pflichten und mögliche Konsequenzen. Basis der weiteren Vorgangsweise sind die Regelungen unserer „Rahmenbetriebsvereinbarung über den Schutz von personenbezogenen Daten von MitarbeiterInnen“ Die nächsten Schritte werden besprochen und mit dem Datenschutzbeauftragten abgestimmt. Dennoch bleiben aber einige Fragen offen und ich komme zum Schluss diesen Anlassfall auch im Datenschutzteam abzuklären zu lassen.

Während ich zum nächsten Termin laufe, erledige ich noch einen Rückruf. Ich hab eine erfreuliche Nachricht für einen Kollegen betreffend seiner Vorpensionslösung.

Jetzt um 15h geht es mit meinem Funktionärs-Team um die Vorbereitung des nächsten Treffens der Betriebsräte aller Tochtergesellschaften in Österreich, die AGRU-Konzern. Es werden Präsentationen über alle aktuellen Themen vorbereitet, die Fragensammlung an Personalleitung und Vorstandmitglieder erstellt und schließlich auch die neuen Musterbetriebsvereinbarungen für die Tochterunternehmen durchbesprochen.

Schlusstermin des heutigen Tages um 17 Uhr ist der Campus Jour Fix mit der Leitung des Gesundheitszentrums, der OM-Geschäftsführung, des Sicherheitsverantwortlichen . Alle Themen, welche die MitarbeiterInnen bewegen, werden hier bearbeitet. Gute Lösungen und viele Verbesserungen konnten in diesem Rahmen für die MitarbeiterInnen schon erreicht werden. Etwa die Campus-Umfrage und die darauf erfolgten Maßnahmen wurden in diesem Rahmen entwickelt. Es werden sowohl aktuelle Anfragen, als auch die Urgenz von bestehenden Themen bearbeitet.

Nach diesem Termin und am Arbeitsplatz retour nehme ich mir noch kurz Zeit meine letzten Emails, einige Rückrufe erledige ich auf der Autofahrt nach Hause.

Zuhause angekommen gibt erst einmal ein gemeinsames Abendessen mit der Familie und ich richte mit den Kindern die benötigen Dinge für den nächsten Tag her oder löse und erkläre noch kniffliges Mathe-Beispiel meiner Tochter. Die werden auch immer komplizierter…!

Meine Abendlektüre sind diesmal die Unterlagen für die nächste Aufsichtsratssitzung.

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