An employee representative’s day – Kurt Zangerle

(This text is only available in German)

Es ist 7.00 Uhr und ich beginne meinen Tag mit dem Durchsehen des heutigen Terminplans. Da läutet das Telefon. Ein Kollege braucht eine schnelle Antwort. Seine kleine Tochter ist in der Nacht krank geworden und ich kann ihm die Sorge nehmen, dass er seine Tochter nicht problemlos selbst versorgen könnte. Er muss nur seine Führungskraft über die Abwesenheit informieren und kann wie geplant mit der Tochter zum Arzt gehen. Dieser wird ihm eine schriftliche Bestätigung für die notwendige Pflegefreistellung ausstellen.

„Wir werden einen Gehaltscheck machen, uns die Fakten anschauen und dann Argumente für Ihre Gehaltsverhandlungen sammeln“. Die Mitarbeiterin, die sich für 8 Uhr einen vertraulichen Termin mit mir vereinbart hat, hat morgen ein Avancement-Gespräch mit ihrer Führungskraft. Sie möchte einerseits prüfen, ob ihre Vorstellung für eine Gehaltserhöhung realistisch ist und andererseits meinen Rat, wie sie das am besten angehen könnte. Im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus , dass die Voraussetzungen für eine Gehaltserhöhung gegeben sind.
Für mich als Betriebsrat ein schöner Termin, wo ich einer Mitarbeiterin konkret helfen kann, sich auf ihre Gehaltsverhandlungen wirksam vorzubereiten und sich damit die Chancen für sie wesentlich verbessert haben.

Im nächsten Termin um 9 Uhr findet das Jour fixe mit den Ansprechpartner:innen aus dem Bereich Personal statt. Hier werden Problemlösungen für einzelne Mitarbeiter:innen besprochen. Das Ziel ist, für Mitarbeiter:innen, die gerade von Umstrukturierungen betroffen sind, Arbeitsplätze zu sichern und Gehaltseinbußen zu vermeiden. Das ist ein harter Termin. In letzter Zeit erlebe ich solche Gespräche immer öfter. Der Umbruch im Bankensektor schlägt sich auch bei uns im Unternehmen nieder. Die Einzelfälle habe ich mit meinen Stellvertreter:innen Julia, Christian und Karin schon vorweg besprochen und in Absprache mit den Mitarbeiter:innen für sie passende Lösungen erarbeitet. Nun gilt es, die Zustimmung vom Bereich Personal für unsere Vorschläge zu erhalten.
Kurz vor Ende des Termins um 10 Uhr konnte ich sehr zufrieden mit dem Verhandlungsergebnis sein: keine der Mitarbeiter:innen in den vorliegenden Fällen wird durch die Veränderung einen Gehaltsverlust erleiden. Ich freue mich über diesen Erfolg, weiß aber gleichzeitig, dass solche Besprechungen zukünftig immer schwieriger werden.

Um 10 Uhr findet auf einer anderen Homebase einer unserer vielen Termine mit dem Bereich Personal statt, weil wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern möchten – und dafür braucht es konkrete Umsetzungsmaßnahmen, die wir nun vereinbaren wollen. Da haben wir noch offene Punkte, an deren Umsetzung wir beharrlich dran bleiben. Heute geht es um die Betriebsvereinbarungen „Sabbatical“ (mit den Pflegeregelungen) und „Freizeitoption“. Nachdem wir nochmals unsere Argumente und Textvorschläge erläutert haben, kann heute erfreulicherweise eine Einigung erzielt werden. Im nächsten Schritt werden wir über diese im Betriebsrat abstimmen. Bei Zustimmung gehen die BVs „on air“ und Mitarbeiter:innen, die eine Auszeit in Anspruch nehmen wollen, können nun unter mehreren Varianten wählen. Zwei BVs positiv abgeschlossen, ich freue mich sehr. Für die anderen offenen Punkte (z.B. „Führung in Teilzeit“) wird ein weiterer Termin vereinbart.

Die kurze Pause bis 11.30 Uhr will ich als Mittagspause nutzen. Am Weg zum George Cafe treffe ich Mitarbeiter:innen, die mir ihre Anliegen erzählen. Manches beantworte ich sofort, für kniffligere Probleme vereinbaren wir vor Ort einen persönlichen Beratungstermin.

11.30 Uhr: Ich mache mich auf den Weg in die Arbeiterkammer zur Besprechung ab 12 Uhr. Es geht um eine von uns als Gewerkschafter:innen initiierte Studie der KPMG zur Branchenentwicklung. Die Studie wird aus Sicht der Mitarbeiter:innen durchgearbeitet und es werden konkrete Forderungen abgeleitet. Die Änderung des Geschäftsmodells und die Möglichkeit der Digitalisierung wird viele Bereiche betreffen. Daher ist es mir wichtig, den Blick auf zukünftige Arbeitsplatzchancen und wichtige Ausbildungsmaßnahmen zu richten.

Der nächste Termin um 14 Uhr bezieht sich schon auf solch ein zukünftiges Thema: geplant ist ein „Zukunfts-Kollektivvertrag“ für neu eintretende Mitarbeiter:innen. Junge Menschen stellen andere Anforderungen an einen attraktiven Arbeitgeber als wir das aus der Vergangenheit kennen. Sie wollen oder können oft gar nicht mehr ein Leben lang in einem Unternehmen tätig sein. Die Runde ist sehr groß. Es sind Betriebsrät:innen großer und kleiner Sparkassen aus den Bundesländern da, weil die Lebens- und Berufssituation in Stadt und Land sehr unterschiedlich ist. Es werden wesentliche Eckpunkte definiert und eine notwendige Zielvereinbarung angesprochen. Zu guter Letzt werden Arbeitsgruppen vereinbart, die ihre Themen bis zur nächsten Besprechung aufbereiten werden.

Um 16.00 Uhr bin ich wieder zurück in der Homebase. Gerade rechtzeitig zum Termin mit dem Präsidium des Betriebsrats mit allen Betriebsratslistenführer:innen. Ich informiere meine Kolleg:innen über den aktuellen Stand der Gespräche zum „Zukunfts-KV“. Anschließend priorisieren wir unsere Anliegen im Zusammenhang mit der Vereinbarung von Beruf und Familie, die wir auch noch mit den Betriebsrats-Kolleg:innen in der Holding abstimmen werden. Wir beschäftigen uns außerdem mit dem Verhandlungsstand zur „Beurteilungsordnung“, die alle Mitarbeiter:innen betrifft und wo eine Software-Lösung in der ganzen Gruppe eingeführt werden soll. Hier gibt es trotz vieler Verhandlungsstunden noch unterschiedliche Sichtweisen der Betriebsrät:innen im Konzern, die wir zusammenführen wollen.

Jetzt, ab 17.00 Uhr, werde ich noch versuchen, möglichst viele Mails zu beantworten. Unterschiedliche Themen werden angefragt, wie zum Beispiel Änderung des Arbeitszeitfaktors, Resturlaubskonsumation, Bekleidungszuschuss für Lehrlinge, Regelungen für die Jahresnetzkarte, Fragen aus der Praxis zur Betriebsvereinbarung „mobiles Arbeiten“, Terminvereinbarung für ein Informationsgespräch in Vorbereitung auf eine Gleitpension und vieles mehr.

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